Graphen-Quantenpunkte mit nahezu perfekter Symmetrie
Forscher der RWTH Aachen und des Forschungszentrums Jülich haben wichtige Eigenschaften von Doppelquantenpunkten in zweilagigem Graphen aufgedeckt, einem zunehmend vielversprechenden Material für mögliche Anwendungen in den Quantentechnologien. Das Team hat eine nahezu perfekte Elektron-Loch-Symmetrie in den Graphen-Quantenpunkten nachgewiesen, die zu einer effizienteren Verarbeitung von Quanteninformationen führen könnte. Die Studie wurde in Nature veröffentlicht.
Quantenpunkte sind in Halbleitern wie Galliumarsenid, Silizium oder Siliziumgermanium ausgiebig untersucht worden, da sie eine geeignete Festkörperplattform für Quanteninformationsanwendungen darstellen. Die Arbeitsgruppe „2D-Materialien und Quantenbauelemente“ der RWTH Aachen hat nun gezeigt, dass Quantenpunkte in zweilagigem Graphen mehr zu bieten haben als in anderen Materialien: Sie ermöglichen die Realisierung von Systemen mit nahezu perfekter Elektron-Loch-Symmetrie, in denen der Transport über die Erzeugung und Vernichtung einzelner Elektron-Loch-Paare mit entgegengesetzten Quantenzahlen erfolgt. Daraus ergeben sich starke Auswahlregeln, die für hochpräzise Ausleseverfahren von Spin- und Valley-Qubits genutzt werden können. Die Arbeit wurde in der renommierten Fachzeitschrift Nature veröffentlicht.
Antiteilchen – auch bekannt als Löcher
1931 veröffentlichte der britische Physiker Paul Dirac eine Arbeit, in der er die Existenz eines “Antielektrons” vorhersagte. Dieses Antiteilchen hätte die gleiche Masse wie ein Elektron, aber die entgegengesetzte Ladung und den entgegengesetzten Spin. Ein Teilchen-Antiteilchen-Paar würde sich bei Wechselwirkung vernichten. Die Existenz des Antielektrons, später Positron benannt, wurde ein Jahr später experimentell belegt. Dies war der erste Nachweis eines Antiteilchens. Das Konzept der Antiteilchen spielt eine zentrale Rolle in der Festkörperphysik, wo Antiteilchen üblicherweise als Löcher bezeichnet werden. Beispielsweise ist das Vorhandensein (oder Fehlen) von Symmetrie zwischen Elektron- und Lochzuständen wichtig für die Charakterisierung topologischer Phasen in Festkörpern. Es wird jedoch selten erwartet, dass eine Elektron-Loch-Symmetrie in Halbleitern vorhanden ist. Eine bemerkenswerte Ausnahme ist zweilagiges Graphen bei niedrigen Anregungsenergien.
Quantenpunkte für Elektronen und Löcher
Symmetrie nahezu perfekt erhalten
Dies hat zwei bemerkenswerte Konsequenzen. Erstens konnten die Autoren durch eine sorgfältige Analyse des elektrischen Stroms durch die Doppelquantenpunkte erstmals experimentell die Symmetrie zwischen Elektronen- und Lochzuständen in zweilagigem Graphen nachweisen. Sie zeigten, dass die Symmetrie nahezu perfekt erhalten bleibt, selbst wenn Elektronen und Löcher in verschiedenen Quantenpunkten räumlich getrennt sind. Zweitens führt diese Symmetrie zu einem starken und robusten Blockademechanismus für den Transport durch den Doppelquantenpunkt, der ein zuverlässiges Ausleseschema für Spin- und Valley-Qubits bieten kann.
Die Forschungsergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Nature veröffentlicht. Die Daten, die die Ergebnisse belegen, und die für die Analyse verwendeten Codes sind in einem Zenodo-Repository verfügbar. Gefördert wurde die Forschungsarbeit unter anderem durch das Forschungs- und Innovationsprogramm Horizon 2020 der Europäischen Union (Graphene Flagship) und durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) sowie durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Exzellenzclusters Matter of Light for Quantum Computing (ML4Q).
Publikation:
“Particle-hole symmetry protects spin-valley blockade in graphene quantum dots”
L. Banszerus, S. Möller, K. Hecker, E. Icking, K. Watanabe, T. Taniguchi, F. Hassler, C. Volk, and C. Stampfer, Nature XXX (2023).
DOI: https://doi.org/10.1038/s41586-023-05953-5
Kontakt:
Prof. Christoph Stampfer
II. Physikalisches Institut A
RWTH Aachen
Otto-Blumenthal-Str. 18
52074 Aachen
stampfer(at)physik.rwth-aachen.de
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