Kaum zu glauben – gut 100 Menschen trafen sich am Montag im Kölner Bumann & Sohn, um sich in der Kneipe auch über den aktuellen Stand der Forschung in Sachen Quantencomuter, Gehirnforschung und Altern zu informieren.

Die Wissenschaftler des Abends (v.l.n.r.) Christian Dickel, Christoph Berke, Jun Yong Kim und Santiago Camblor-Perujo. Bild: Jonas Goergens/Katharina Link

 

Der Abend trug den Titel: Alles in Ordnung? Die Zuschauer schauten sich verschiedene Phänomene aus der Quantenphysik, der Neurologie und der Zellbiologie an, die eins gemeinsam hatten: die Suche nach einer bestimmten Ordnung lohnt sich, denn sie ebnet den Weg zu gesundem Leben oder neuen Technologien. Auf diese Suche begeben sich täglich die Forscher des Abends: Christian Dickel (Postdoktorand am Institut für Experimentalphysik der Uni Köln), Christoph Berke (Physiker und Doktorand am Intitut für Theoretische Physik der Uni Köln), Jun Yong Kim (Doktorand am Max Planck Institut für Biologie des Alterns) und Santiago Camblor-Perujo (Doktorand am Exzellenzcluster CECAD für Alternsforschung).

 

Zwei Blickwinkel auf Quantensysteme – Theoretiker Chrsitoph Berke (links) berechnet die Performance hergestellter Schaltkreise und Experimenteller Chris Dickel (rechts) untersucht neue Materialien, die möglicherweise bessere Schlatkreise herstellen lassen können; Bild: Jonas Goergens/Katharina Link

 

 

Aus den ML4Q-Projekten berichtete Christoph Berke über Ergebnisse aus seiner Doktorarbeit. Er zeigte den fundamentalen Unterschied zwischen klassischen und Quantencomputern und betonte die Komplexität dieser Systeme. Aus einer Vielzahl verschiedener Erfolgsfaktoren, die zu einem funktionalen Quantenprozessor führen, stellt der Aspekt des Chaos den Kern seiner Doktorforschung dar. Wieviel Quantenchaos verträgt ein Prozessor, um Operationen zu einer akzeptablen Geschwindigkeit durchführen zu können? Dies und ähnliches berechnet Christoph täglich – mit hüpfenden Waschbären gelang die populäre Erklärung allemal!

Christoph Berke erklärt die Idee hinter Quantencomputern und zeigt aktuelle Herausforderungen dieser neuen Technologie; Bild: Jonas Goergens, Katharina Link

 

Seine Folien versetzten die Zuschauer in den Uni-Hörsaal und vor die Tafel – ein wesentlicher Bestandteil von Teamgesprächen in der Physik. Hier funktioniert Brainstorming am besten noch mit Kreide. Chris Dickel entführte die Zuschauer in die komplexe Welt der Materie und ihrer physikalischen Eigenarten. Auch wenn er Phänomene zeigt, die für den Bau eines Quantenprozessors relevant sind, bricht er eine Lanze für “verrückte akademische Fragestellungen”, mit denen er sich momentan im Labor an der Uni Köln beschäftigt. Fragestellungen zu den absoluten Grundlagen – die Stärke universitärer Forschung. Fragestellungen, die im Zentrum explorativer Projekte stehen und Materialien untersuchen, die möglicherweise heutige Herstellungsverfahren revolutionieren könnten.

Chris Dickel bricht eine Lanze für verrückte akademische Fragestellungen und zeigt, woran er im Moment im Labor forscht; Bild: Jonas Goergens/Katharina Link

 

Pint of Science beschreibt die internationale (gemeinnützige) Organisation von Festivals, bei denen Wissenschaftler:innen in lokale Kneipen kommen, um ihre neuesten Projekte und Erkenntnisse mit der Öffentlichkeit zu diskutieren. Es sind keine Vorkenntnisse erforderlich. Das Festival findet jedes Jahr an einigen Tagen im Mai statt.

Die Idee stammt aus dem Jahr 2012, als Dr. Michael Motskin und Dr. Praveen Paul vom Imperial College London eine Veranstaltung mit dem Titel “Meet the Researchers” organisierten. Sie brachten Menschen, die an Parkinson, Alzheimer, der Motoneuron-Krankheit und Multipler Sklerose erkrankt waren, in ihre Labors, um ihnen zu zeigen, welche Art von Forschung sie damals betrieben. Das war sowohl für die Besucher als auch für die Forscher sehr inspirierend. Sie dachten sich, wenn die Menschen in die Labors kommen wollen, um Wissenschaftler zu treffen, warum nicht auch die Wissenschaftler zu den Menschen bringen? Und so wurde Pint of Science geboren. Im Mai 2013 fand das erste Pint of Science-Festival in nur drei britischen Städten statt. Es verbreitete sich schnell auf der ganzen Welt und findet inzwischen in über 400 Städten statt, auch in deutschen.

 

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